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Westalpencross extrem 2008 – 3. Etappe

19. Juli 2008: 35 km 2000 hm Über den lebensgefährlichen Col del Carro 

Fotoalbum

Heute wird es ernst. Das soll der härteste Tag der Tour, nein unseres Lebens werden. Wir starten wieder mit zu wenig Energie. Auf den wenigen Metern nach Pont hinauf, melden sich wieder meine Bauchattacken. Virus inside! Ich versuche an Steffen dran zu bleiben. Am Ende des Asphalts Helm runter und rund 1h Schiebepassage. Es geht mir wieder etwas besser.
Danach fahren wir in einem schönen Hochtal der Chivasso-Hütte entgegen. Nach einer kurzen Rast brechen wir zu unserer härtesten Prüfung auf. Es ist 13:00 Uhr, das Wetter ist gut, nur ein paar Wolken. Wir stellen uns auf Bikegeschleppe ein. Je höher wir kommen desto schwieriger wird der Weg. Wir müssen unsere Bikes senkrecht über mannsgroße Geröllsteine wuchten. Schneefelder in steilem Gelände queren wir mit äußerster Vorsicht. Das Wetter wird schlechter, es ziehen dunkle Wolken auf. Die letzten dreihundert Höhenmeter weht ein orkanartiger Sturm. Beim Umwuchten im steilen Gelände wird mir fast das Bike aus der Hand gerissen. Wir müssen immer wieder stehen bleiben, das Bike an den Berg pressen und uns ducken. Wir sind spät dran, es gibt jetzt kein Zurück mehr. Die letzten hundert HM zum Gipfel sind die reinste Tortur. Ein Seil soll normalerweise Sicherheit geben. Das ist jedoch unter dickem Eis, und es geht mächtig steil abwärts. Hier ist diese Jahr noch keiner drüber (die anderen Schneefelder wiesen auch nur andeutungsweise Spuren auf). Wir sind auf 3000 m Höhe. Noch 100 hm zum Gipfel. Wir rammen unsere Bikes mit Pedale und Lenker in den Schnee und bohren mit den Radschuhen Tritte in die Eiswand. So hangeln wir uns den steilen Hang entlang zum anderen Ende des Schneefeldes, unter uns mehrere Meter freier Fall. Unser Leben hängt im wahrsten Sinne des Wortes an Lenker und Pedale.
Die letzten Meter hinauf zum Gipfel sind mit Eisenleitern und Drahtseilen gesichert. “Wir schaffen das!” sprechen wir uns Mut zu. Zu zweit hieven wir die Bikes die senkrechte Wand hinauf. Als wir endlich oben sind, tobt der Sturm wie verrückt. Wir sind am Ende!
Der Weg hinab dauert ewig. Wir sind zu schwach, den Trail zu fahren. Um 22:00 Uhr erreichen wir völlig entkräftet den sicheren Ort Bonneval. Steffen geht ohne was zu essen ins Bett. Insgesamt waren wir heute 13 Stunden unterwegs – für 35 km!

Der Name dieses Berges ist übrigens Col del Carro …Nachtrag vom 12.06.2010: bin bei Youtube auf folgendes Video gestoßen. Offensichtlich gibt es noch mehr Verrückte:

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