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Ötztaler Radmarathon 2010

Im Juni hatte ich den Ötzi eigentlich schon abgehakt. Nach einer dummen Rückenverletzung konnte ich 6 Wochen nicht (richtig) trainieren und hatte die Saison schon abgeschrieben. Doch Dank der osteopathischen Behandlung meiner Frau schöpfte ich bereits nach vier Wochen wieder Hoffnung. Das Mountainbiken legte ich bis zum großen Event in Sölden komplett auf Eis und richtete meine weitere Vorbereitung auf den Ötzi aus.
Bei der Anreise brachten wir aus dem Norden eine Kaltfront mit, die es in sich hatte. Am Freitag goss es die ganze Fahrt wie aus Kübeln. Meine Laune verschlechterte sich mit jedem Regentropfen. Am Samstag sollte es bis auf 1700m schneien.
Am Morgen des Rennens waren es 5 Grad und man konnte den Neuschnee auf den Bergen des Ötztals sehen. Zwar war ein kalter jedoch trockener Tag vorhergesagt. Mit vier weiteren Spessart-Bikern rollte ich an den Start. Dort begann um 6:00 die übliche Gigantomanie des Ötztaler Radmarathons: Kleine ferngesteuerte Fluggeräte mit Kameras flogen über unsere Köpfe und filmten die Menge, ein Wahnsinn (wer’s braucht)!
38 Minuten nach dem Start gehts rechts hoch zum Kühtai.
Doch erst ein Mal muss ich anhalten und diese elende Windjacke verstauen, die ich nach 1:14 Stunde mitsamt meinen langen Handschuhen an der Labe auf dem Kühtai abgebe. Sofort geht es hinab nach Innsbruck und weiter mit einem 32er Schnitt hinauf zum Brenner. Die Labe ist saudoof platziert, alles sehr eng, schnell wieder weg hier.
Die Abfahrt nach Sterzing ist komischerweise von Gegenwind gekennzeichnet, ich dachte wir hätten Nordwind! Windschattenfahren bergab war angesagt. Dann kam der Jaufen, den Pass, den ich am wenigsten mag. Viel zu monoton und viel zu viel Wald. Leider musste ich zweimal kurz anhalten, um etwas zu richten (am Rad natürlich). An der Labe, die gut 1km vor dem Pass aufgebaut war, sackten mir fast die Knie weg (ich vermisste mein 25er Ritzel an diesem Anstieg). Um 12:26 Uhr ging es in die Abfahrt nach St. Leonhard, wo es sonst um die 30 Grad hatte (und mir oft zum Verhängnis wurde). Dank des Wintereinbruchs war es heute angenehmer 😉
Nach Moos kommen die ersten Mörderrampen mit (teilweise mehr als) 12% Steigung. In einem Tunnel hat ein Gefährte seiner Anstrengung freien Lauf gelassen und sich einfach mal so auf den Asphalt übergeben.
Caro, die kleine Dame vom X-Bionics Team fuhr ständig vor mir her. Kaum überholt, war sie nach der Labe in Schönau bereits wieder vor mir. Hat eben doch Vorteile, wenn man aus dem Begleitfahrzeug verpflegt. Ich musste mir dagegen mein Essen selbst holen. Meine Zielzeit von weniger als 9 Stunden schien sich in Luft aufzulösen. Ich musste ca. 15:00 Uhr auf dem Timmelsjoch sein, wollte ich das noch schaffen. Krämpfe! Die konnte ich jetzt gar nicht brauchen. Sofort in den Wiegetritt. Dann wieder setzen, aber soweit nach hinten wie nur möglich, damit das Bein maximal durchgestreckt wird. So konnte ich die Krämpfe einigermaßen unter Kontrolle halten, brachte aber dadurch auch nicht richtig Druck auf das Pedal.
Endlich oben: schon 15:10 Uhr. Das wird eng. Auf der Abfahrt riskierte ich mehr als ich wollte. Und dann auch noch Gegenwind. Ein Schild: Noch 15km bis Sölden, noch 15 Minuten Zeit. Kein sehr steiles Gefälle mehr und noch ein leichter Gegenanstieg. Ich lutschte an Bionics-Caro und trat, was die Beine noch hergaben. Im Ziel der Blick zur Uhr, die bei 9:01 stehen blieb. Habe ich mein Ziel gepackt? Meine Frau wusste es vor mir, sie bekam die SMS direkt nach der Überquerung der Ziellinie: 8:58:35.

Insgesamt waren 4173 Teilnehmer am Start und 3942 erreichten das Ziel. In meiner Altersklasse mit 2271 Teilnehmern erreichte ich den 278. Platz, Gesamtrang 515 von 3941. Solide 😉

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