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Westalpencross extrem 2008 – 7. Etappe

23. Juli 2008: 140km 1400 hm Marathon zurück in die Zivilisation

Fotoalbum

Das Wetter ist wie gestern einwandfrei. Der heutige Tag wird die beste Etappe hervorbringen. Ich bin etwas aufgeregt, was den Übergang über den Passo Vallanta (2810 m) und den Passo Losetta (2870 m) betrifft. Lieber wäre mir hierfür Steffen als Begleiter. Es gibt wieder einiges bergauf zu schieben.
Ich radel um 9:20 Uhr locker los. Auf dem Parkplatz am Ende der Straße sehe ich das zweite deutsche Auto während der bisherigen Tour, ein Aschaffenburger!
Je weiter ich in das Tal vordringe, desto mächtiger schiebt sich der Monte Viso in den Vordergrund. Die letzten 4-5 Kilometer wandere ich an einem Bach dem Talkessel entgegen. Dort liegt malerisch der Lago di Lestio. Eine kleine Rast, danach geht es hinauf zum Passo Vallanta zur franz./ital. Grenze. Die Schlepperei hält sich in Grenzen, und nehme ich gerne in Kauf. Denn was mich erwartet, ist nicht in Worte zufassen. Ich stehe der mächtigen Wand des Visos direkt gegenüber. Ein Trail quert oben zum Losetta. Auf dem Losetta muss ich mit meinem Bike für ein paar Italiener als Fotomodel herhalten.
Der anschließende Trail hinab zur Agnello-Passstraße (wurde ein paar Tage zuvor bei der TdF gefahren) lässt mir ein Dauergrinsen aufs Gesicht zaubern. Für solche Trails trage ich mein Bike gerne 2-3 h bergauf.
Die Tour -zumindest der alpine Teil- ist für mich jetzt hier auch zu Ende. Ich brauche eine Strategie jetzt möglichst schnell nach Hause zu kommen. Ich will auf jeden Fall bis zum nächsten Bahnhof in die ital. Ebene radeln. Ich brauche außerdem ein Hotel in der Nähe des Bahnhofs, um dann am nächsten Tag die Heimreise anzutreten. Ich fahre und fahre … kein Bahnhof. Noch 66 km bis Turin. Das erscheint mir eine Option, aber es wird auch bald dunkel. Schließlich rolle ich nach 1400 hm und 140 km ziemlich kaputt in Turin ein. Der Verkehr ist gefährlicher als jeder Alpentrail. Ich brauche fast eine 3/4 h, um ein Hotel zu finden. Gehe noch schnell was essen. Möchte morgen in aller Frühe zum Bahnhof aufbrechen.
Die Heimreise kann beginnen, aber das wird nochmal ein richtiges Abenteuer …

… das Abenteuer Heimreise beginnt. Früh breche ich zum Bahnhof auf. Das Radeln in der Rush-Hour Turins ist teuflisch. Autos ohne Vorfahrt hupen -als Zeichen, dass sie es eilig haben- und fahren einfach (Ich habe leider keine Hupe). Jetzt rechne ich mit allem, sogar mit Angriffen aus der Luft …
Nach ca. 5km bin ich am Bahnhof, nervlich schon etwas angekratzt. Der erste Schalterbeamte verkauft mir nichts, als er hört, dass ich nach München will. Der zweite ist dagegen total freundlich, bekomme ein Ticket nach M für 89.- EUR. Also rolle ich an den Bahnsteig und baue unter den Augen der Schaffner mein Rad auseinander und verstaue es im Abteil. Nach getaner Arbeit schmeißen mich die zwei wieder raus: Keine Bikes erlaubt in diesem Zug. Die Schaffnerin ist sehr resolut, 5 Minuten Diskussion. Ihr Kollege steht daneben und schweigt. Keine Chance, den ganzen Krempel wieder raus. Beim Zusammenbauen merke ich, dass eine Schraube am Vorbau abgerissen ist. Ich drehe gleich durch! Noch schnell artig bedankt beim Team von Trenitalia und wieder zurück in die Schalterhalle.
Wende mich an eine freundliche Beamtin. Heute keine Verbindung nach Minga mit Bike. Sie gibt mir eine Verbindung und Ticket zum Brenner. Ankunft 20:50, yeah … das rockt! Ich nehme den ersten Zug nach Milano. Die Kontrolleure (Plural!) kommen und ich zeige meine Karte. Leider gerate ich wieder an eine sehr strenge Schaffnerin: Ich fahre schwarz und soll 50 Euro zahlen. Ich verstehe die Welt nicht mehr, sie kein Englisch. Offensichtlich hätte ich die Fahrkarte vorher entwerten müssen: “Italian Law”. Ich kenne nicht mal das Deutsche Gesetz. Sie konfisziert mein Ticket und droht mit 200 EUR Extra-Strafe. Ich zahle.
In Mailand warte ich eine Stunde auf den Anschluss. Die Menschenmassen erdrücken mich, ich will wieder in die Berge.
Fahre weiter 2h nach Mailand, dann nach Verona und bin schließlich um 21:00 Uhr am Brenner. Es ist “arschkalt” und zudem wird es langsam finster. Ich fahre ohne Licht, dafür mit mulmigem Gefühl, 10 km bis nach Steinach. Hält der Vorbau? Sehen mich die Autos auf der Brenner Bundesstraße? Es geht alles gut, aber ich brauche jetzt dringend ein Bier. Gute Nacht!

Das Abenteuer Heimreise geht weiter … Ich breche früh auf, ca. 7:45 Uhr. Rekompensiere locker nach Matrei. Da könnte ich um 10:17 Uhr in den EC nach M (mit Bike) steigen. Leider keine Ticketverkäufer, Österreich schläft noch. Sehe auf dem Fahrplan, dass um 8:35 Uhr ein Zug von Innsbruck nach M fährt. Jetzt Druck auf die Pedale. Aber dem Vorbau zuliebe kein intensiver Wiegetritt. Keine Chance, der Geist ist willig, das Fleisch zu schwach. Vorbei an Ötzi-2008-Plakaten fahre ich ins Tal. Am Bahnhof komme ich 10 Minuten zu spät an, muss jetzt zwei Stunden warten.
Der Zug gondelt 3h über eine tolle Strecke nach München. In Mittenwald steigt eine Kompanie von Gebirgsjägern zu, in der nächsten Station zehn Schulklassen, der Zug ist rappelvoll, und ich habe keinen MP3-Player dabei (Edit 2024: Damals das Musikabspielgerät ;-)). In M hetze ich schnell zum nächsten Bummelzug nach Nürnberg. Der braucht 3h! Ebenfalls knallevoll, u.a. mit zwei Kindergartengruppen, alles voller “Wilder Kerle”, die mein Bike gefährden. Weiter nach WÜ und AB mit zig Radtouristen. Dort ist vor 10 Min. der Zug nach Elsenfeld abgefahren. Also fahre ich mit dem Rad nach Hause die 20km. Um ca. 21:00 Uhr bin ich schließlich daheim, nach insgesamt 36 Stunden -auch irgendwie extrem!

agilecyclist

I startet my career as a developer. I first came into contact with Agile in the 90s when I was an architect responsible for a software product for Tier-1 banks. Back then it was still agile theatre. Since I started working intensively with Agile a lot has changed for the better. As an Agile Coach I am convinced that Agile can help in an era marked by rapid change and constant challenges. Agile is far from dead!

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