26. August 2005: 75 km 2500 hm über den Monte Maggio und Pasubio
Nach dem Frühstück (eigentlich war das eine Frechheit) präsentierte man uns eine Rechnung von 70 Euro pro Person! Nach massiven Beschwerden und Drängen, den Hotelmanager zu sprechen, einigte man sich auf einen Preis von 52 Euro, Getränke und Telefonkosten geschenkt. Man wollte uns zu einem nicht vereinbarten Zuschlag von 25 % außerdem den Preis der Hauptsaison abkassieren.
Zum Glück wurde diese Etappe ein Highlight der Extraklasse. Wir fuhren zuerst auf dem Sentiero della Pace zum Fort Belvedere Gschwendt. Nach einer kurzen Besichtigung ging es durch die Lavarone Ebene zum Passo Sommo und zum Forte Sommo Alto, das wir von innen erkundeten. Weiter ging es über den Passo Coe zum Monte Maggio.
Ich hatte schon viel über diesen Berg gelesen, besonders von der berüchtigten Abfahrt auf dem E5. Schon die Auffahrt auf dem Trail ließ die Besonderheit dieses Berges erkennen. Ein schmaler Pfad führte ausschließlich am Steilhang entlang. Als wir das Gipfelkreuz erreichten, waren wir komplett von dichtem Nebel umgeben. Die Abfahrt auf dem E5 ist nur für absolut Schwindelfreie zu genießen. Sonst wird man hier viel schieben. Der Trail ist nicht breiter als einen Meter und das in extrem steilen Gelände. Einen Sturz sollte man also besser vermeiden. Trotz Nebels sind Steffen und ich im oberen Teil fast alles gefahren -ausgesetzte Spitzkehren inbegriffen. Nur einzelne verblockte Passagen haben wir zur Sicherheit geschoben. Nach dem berühmten LKW im Wald wird der Weg an sich steiler, aber nicht mehr so ausgesetzt. Leider waren meine “Mythos” (Reifen) so mit Schlamm verdreckt, dass ich hier zwischen Schieben und Rutschen abwechseln musste.
Unten am Passo delle Borcola gab ich bekannt, dass uns noch weitere 1400 Höhenmeter hinauf zum Pasubio bevor stünden. Gomez wollte sich das nicht mehr antun und ich erklärte ihm, wie er direkt an den Lago kommen würde. Für Steffen kam eine Abweichung von der Originalroute nicht in Frage und schloss sich mir an. Nachdem Gomez sich verabschiedet hatte, machten wir uns auf die Abfahrt nach Beber. Bereits 1100 Höhenmeter und eine anspruchsvolle Trailabfahrt in den Beinen, nahmen wir den Pasubio in Angriff.
Bis zum Colle Xomo kamen wir gut voran. Wir entschieden uns, durch die Strada del Galeria zu schieben, da hier absolutes Bikeverbot herrscht. Das hätte aber ca. 700 Höhenmeter Fussmarsch bedeutet. Wohl war mir dabei nicht. Wir hatten die ersten vier Tunnels (von 52 glaube ich) bereits geschafft, als ein Biker uns eindringlich vor unserem Vorhaben warnte. Ohne Licht hätten wir keine Chance, die abenteuerlichen Tunnels zu schaffen. Also kehrten wir wieder um. Das Fahren auf diesem Teil der Galerie hat echt Spaß gemacht. Erwischt wurden wir zum Glück nicht.
Die Zeit rannte uns nun langsam davon und wir fuhren die Strada degli Scarilli (Schotterpiste) hinauf. Meine Kräfte schwanden von Kehre zu Kehre, der Rucksack drückte gnadenlos in meinen Nacken. Ich hätte besser rechtzeitig einen Powerbar gegessen. 100 Höhenmeter unterhalb der rettenden Rifugio Generale Papa kam das Unvermeidliche. Der Hungerast schlug gnadenlos zu, mein Blutzuckerspiegel fiel ins Bodenlose, vor den Augen wurde es “schwummrig”. Ich stieg erst mal vom Rad, nahm eine Mineraltablette und stopfte einen Schokoriegel (Mars) in mich rein. Den hatte ich mir zufällig in Carbonare gekauft. Meine Rettung! Ich sah Steffen gerade noch über die Bergkuppe verschwinden. Ich erholte mich noch fünf Minuten und schob dann die letzten Meter hoch zur Hütte. Steffen hatte sich schon eine Cola gezogen, auch er war fast am Ende. In der Hütte gönnten wir uns noch ein Salami Sandwich und eine Cola. Die folgende Abfahrt genoss ich, soweit es mein Zustand zuließ. Es war bereits 19:00 Uhr und schon recht kühl, also zogen wir Beinlinge, Armlinge und Jacke an bevor wir auf der Strada degli Eroi hinunter fuhren.
Der Pasubio ist schon etwas ganz Besonderes. Ich muss da unbedingt nochmal hin, auch um mir die Strada del Galerie anzuschauen. Wir beschlossen, auf dem Passo delle Fugazze zu übernachten. Für 35 Euro HP ergatterten wir ein Zimmer. Vergeblich versuchten wir Gomez zu erreichen um ihm das Hotel in Torbole mitzuteilen, in dem er und Steffen die letzte Nacht gebucht hatten.