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Stoneman Miriquidi

5. August 2022: Stoneman im urigen Erzgebirge: 165 km 4400 hm

Fotoalbum

Genau zwei Wochen nach dem Taurista wollte ich den Miriquidi fahren. Von der Streckenlänge der bisher längste in meinem Stoneman-Portfolio. Weitere Besonderheiten: Er führt durch zwei Länder, nämlich Deutschland und Tschechien. Man muss oder darf durch drei Bikeparks. Alle elf Checkpoints (weitere Superlative) befinden sich auf einem Berg.

Ich wählte den Sportpark Rabenberg als Start- und Zielort. Dieser bietet einen Stellplatz für Womos und man kann bei Bedarf dort frühstücken und zu Abend essen. Ich stürzte mich wie bei den anderen Stonemen zuvor um ca. 6 Uhr in das Abenteuer Miriquidi. Da der Rabenberg -wie der Name schon vermuten lässt- ein Berg ist, musst ich mit einem Downhill starten. Und hierbei handelt es sich um eine Abfahrt im Bikepart von Rabenberg. Technisch nicht allzu schwierig machte der Trail schon mal richtig Laune. Die warmen Sonnenstrahlen der aufgehenden Sonne vermischten sich mit dem sanften dunklen Grün des Waldes. Diese Stimmung hätte ich gerne noch länger wahrgenommen. Aber ich wollte ja abends wieder zurück sein. Und bis dahin gab es noch elf Gipfel zu bezwingen.

Die erste Kontrollstelle auf dem Auersberg war relativ schnell erreicht. Danach folgte ein kurzer Trail ins Tal. Ich fuhr durch eine Ortschaft, die mich etwas konsternierte. Irgendetwas ist hier anders, dachte ich mir. Der Ort wirkte auf mich lax oder sehr leger. Ich befand mich schon in Tschechien. Ich war erstaunt, wie unterschiedlich sich die Ortschaften auf beiden Seiten der Grenze präsentieren. Nach dem Ort führte eine kleine Straße durch das liebliche Tal der Cerna. Ich kam an urigen Holzhütten und Bergwiesen vorbei. Ich nahm die beeindruckende mir unbekannte Szenerie voll in mich auf. Leider musste ich mich danach mental auf den steilen Trail zum Blatensky vrch einstellen. Hier befindet sich “schon” die dritte Stempelstelle und auch ein Gasthof. Ich hätte gerne einen tschechischen Kaffee getrunken. Aber leider war die Hütte geschlossen. Auch hier konnte man noch die Effekte der Pandemie spüren. Der Downhill war wieder teilweise ein Trail. Ich musste nicht sehr lange bis zum Bikepark von Plesivec fahren. Hier geht es eine steile (Ski-?) Piste hinauf und man quert ab und an die Trail-Abfahrt. Oben durfte ich das Stempeln nicht vergessen, was gleichzeitig der Startschuss für meine zweite Abfahrt in einem Bikepark war. Ich war noch nie in einem Bikepark und am heutigen Tag um 9 Uhr in der Früh war ich schon in zwei. Ein dritter sollte bald folgen. Dazwischen liegen Nove Mesto (Biathlon) und 25 km und ein weiterer Hügel ohne Kontrolle.

Zur Stempelstelle am Klinovec wollen 600 hm bezwungen werden, was für den Miriquidi den längsten Anstieg darstellt. Zum Vergleich: Beim Glaciara musste ich 1600 hm am Stück erklimmen. Ich war oben sowohl leicht irritiert als auch amüsiert. Viele Familien wollten sich offenbar in dem Bikepark vergnügen. Als Stoneman-Fahrer sind die Bikeparks frei befahrbar. Vom Klinovec stehen eine blaue und eine rote Abfahrt zur Verfügung. Ich entschied mich für die anspruchsvollere Variante und hätte vor lauter Flow fast den Ausstieg verpasst. Vorsicht: Die offizielle Route des Stoneman zweigt irgendwann auf einer Wiese links in einen Schotterweg ab. Also besser den GPS Track im Auge behalten bevor man zu tief rauscht.

Auf den Grenzübertritt nach Deutschland folgte eine Waldschneise hinauf zum Fichtelberg. Leider war es hier oben neblig und sehr frisch. Ich gönnte mir an einem Kiosk eine kleine Stärkung und machte mich wieder auf den Weg um nicht auszukühlen. Der Weg zum Bärenstein ist unspektakulär, außer die Abfahrt auf der Himmelsleiter vom Fichtelberg. Am Bärenstein musste ich eine offizielle Umleitung fahren. Das bescherte mir 10 km zusätzlich und einiges an Zeit, vor allem weil ich dem Track nicht mehr traute. Man kann vom Bärenstein ruhig direkt auf die Hauptstraße Annaberger Straße fahren. Man verpasst nichts, aber auch gar nichts, wenn man die Umleitung auslässt!

Jetzt wurde es langsam zäh und zermürbend. Der Pöhlberg sieht harmlos aus, zog mit aber den Stecker. Dort oben ist zum Glück ein Gasthof, in dessen schönem Biergarten ich was Warmes zu mir nahm. Leider hat es mir überhaupt nicht geschmeckt, so dass selbst das Essen eine Qual war. Aber ich brauchte Energie, also runter damit! Danach folgt der Scheibenberg, den man teilweise auf einem Trail erzwingen muss (es führt auch eine Straße hinauf). Auch dort verspürte ich das Bedürfnis mich zu stärken. Ich bestellte mir eine Original DDR-Cola. War es Vita Cola? Ich weiß es nicht mehr. Aber was für ein Fehler! Das Zeug war ungenießbar. Zum Glück folgte ein sehr brauchbarer Train hinab.

Ab jetzt wurde es richtig zäh. Ich kämpfte mich noch zum Oberbecken Makerbach. Nach einer schnellen Abfahrt folgte noch mal ein Feldweg steil hinauf nach Rittersgrün. Hier schob ich ein paar Meter um Körner für den finalen Anstieg zum Gold zu sparen. Man bewegt sich dort im Grenzgebiet und oben am Rabenberg kommt man mitten im Wald an einem Schlagbaum vorbei. Ich sehnte das Ziel herbei. Aber ein Schlenker links, dann noch mal ein Trail des Bikeparks, ein kleiner Uphill und wieder links weg in einen weiteren Trail. Und endlich, endlich trudelte ich im Sportpark ein – nach 10 Stunden und 45 Minuten Fahrzeit.

Ich ging duschen, holte mir meinen vierten goldenen Stein und danach aß ich das erste Mal an diesem Tag etwas Vernünftiges – in meinem Wohnmobil.

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