08. Juni 2024: Belgischer Kreisel mit 178km und 3700hm
30 Giftzwerge. Felsen. Einsamkeit. Matsch. Wasser. Wurzeln. Wald. So könnte man den Stoneman in den Ardennen bzw. in Ostbelgien beschreiben. Ich verspürte den inneren Drang meinen 5. Stoneman noch im Frühsommer 2024 zu fahren. Ich bin weder ein Trophäenjäger noch sammle ich Pokale oder irgendein anderes Zeug. Doch mein Ehrgeiz war nach dem Dolomiti (2018), Glaciara 2020, Taurista 2022 und Miriquidi 2022 geweckt, den letzten Stein in Gold zu ergattern. Ich wollte ihn auch – wie die anderen – alleine fahren. Nur das Rad wechselte ich. So war ich dieses Mal nicht mit meinem Spark RC, sondern mit meinem neuen Orbea Oiz unterwegs.
Ich nutzte erneut das Wohnmobil als Unterkunft und logierte auf dem Camping Moulin in Malmedy. Malmedy erschien mir ein guter Startpunkt zu sein, weil der längste Anstieg zum Signal de Botrange (694m) zuerst zu bewältigen war. Somit hoffte ich, das Schwierigste hinter mich gebracht zu haben. Was für eine Fehleinschätzung! Aber der Reihe nach. Am Tag zuvor lief ich vom Campingplatz zur Ausgabestelle im Tourismusbüro von Malmedy und erkundete zu Fuß schon mal die Stoneman-Strecke bis zum Ortsrand. Auch das war keine so gute Idee, weil ich am Ende die 8km in den Füßen merkte. Am nächsten Tag startete ich bei nur 6 Grad um 6:30 Uhr entlang der Warche. Das erste Matschloch konnte ich gerade noch so umfahren. Aber das war nur der Vorbote auf noch viel Schlimmeres. Die Fahrt auf den höchsten Berg Belgiens habe ich recht schnell hinter mich gebracht. Die Morgenstimmung war wunderbar. Die aufgehende Sonne versetzte das Hochmoor in ein phantastisches Licht. So hätte es weiter gehen können. Vor der Abfahrt stempelte ich das zweite Loch in meine Karte. Das erste stempelte ich schon am Tag zuvor in Malmedy. Dadurch hab ich mir keinen Vorteil verschafft – dazu später mehr. Nach dem ersten Checkpoint folgte ein rasanter Downhill, u.a. auf einem Wurzeltrail wieder in das Warchetal. Und spätestens hier wurde klar, dass ich mich mit den Matschlöchern anfreunden musste. Entweder ist das für diese Region normal oder die heftigen Regenfälle einige Tage zuvor waren die Ursache. Vielleicht auch eine Kombination von beiden. Ich habe auf der gesamten Runde Wasser von den Hängen fließen sehen wie nirgendwo anders. Vor allem entlang der Bäche war stellenweise sehr viel Wasser auf den Wegen. Und der Stoneman verläuft in großen Teilen entlang von Wasserläufen.
In Bütgenbach, dem dritten Checkpoint, zog ich endlich Armlinge, Knielinge und Weste aus. Man fährt am Bütgenbacher See vorbei, von dem man aber eigentlich nichts sieht. Dann folgt ein Anstieg hoch zu einem Industrieviertel und man wird auf eine Schleife gelotst, die nur wegen eines Trails Sinn macht. Ganz nett. Aber hätte man sich auch sparen können. Dann folgt ein Downhill auf einem Trail parallel zur Straße. Irgendwann fährt man wieder durch viel Matsch entlang des Mörderscheiderbachs. Der Checkpoint in Herresbach lässt lange auf sich warten. Hier treffe ich zum ersten Mal mehrere Leidensgenossen. Eine Gruppe von drei Fahrern, die auch auf Gold unterwegs sind, eine Gruppe von vier Fahrern, die zwei Tage geplant haben und zwei Holländer, die offenbar von einem Servicefahrzeug begleitet und versorgt werden. Das habe ich im weiteren Verlauf noch zwei Mal gesehen. Ich war auf mich alleine gestellt. Von Herresbach hat man einen weiten Blick ins Ourtal. Nach einer kurzen Pause bog ich auf den nächsten Trail. Bis zur Stempelstelle in Maspelt war das bisher längste Stück mit 31km und 670 hm zu bewältigen. Dort hat man ca. die Hälfte hinter sich. Ich hatte bis hierhin einen 17er Schnitt und war gut drauf. Aber das sollte sich jetzt ändern. Im Camping in Ouren machte ich eine ausgedehnte Mittagspause und bestellte mir einen Burger, Pommes inklusive. Das war ein Fehler. Denn die folgenden zwei Stunden machte mir das schwere Essen enorm zu schaffen. Der zweite Fehler folgte dann wenige Meter weiter am Eurodenkmal in Ouren. Hier traf ich wieder einen bereits eingeholten Goldfahrer. Ich war mir sicher, dass hier ein Checkpoint stehen musste. Aber da war nichts. Wir fuhren zu zweit los und weiter in den Wald. Nach 1,5 km bekam ich Zweifel und kehrte um. Zum Glück kam mir eine Gruppe von Fahrern entgegen, die mir bestätigten, dass in der Nähe des Denkmals die Stempelstelle stand. Nach einigem Suchen fand ich sie endlich und lochte erleichtert ein. Mein Fehler bestand darin, dass ich zum Denkmal der Straße folgte. Allerdings verlief der Originaltrack auf 500m Länge parallel auf einem Feldweg, an dessen Ende der Checkpoint stand. Merke: Keinen Meter den Track verlassen! Jetzt wurde es hart. Bis nach Malmedy müssen ca. 60km und 1700hm bewältigt werden. Unzählige Anstiege, etliche Matschlöcher, 200m durch einen Bach, einen Bikepark (St. Vith) und man ist erst mal in Born, der letzten Abnahmestelle. Kurz danach will ein technischer, leicht verblockter Downhill bewältigt werden. Langsam wurde ich langsamer und langsamer. Um 19:45 traf ich in Malmedy an der ersten bzw. letzten Stempelstelle ein. Ich hätte hier einfach im Tal zum Campingplatz fahren können. Aber ich hielt mich an den Track und folgte dem Anstieg hinauf auf den Kalvarienberg. Der ist so steil, dass er selbst frisch nur schiebend zu bewältigen ist. Nach 11h Fahrtzeit erreichte ich endlich den Campingplatz.
Wer sich mal richtig einen einschenken möchte, dem kann ich den Stoneman Arduenna nur empfehlen. Herausfordernd ist die schiere Länge von fast 180km. Die Höhenmeter bekommt man nur durch ständiges Auf und Ab, was die mentale Stärke fordert, hin. Es gibt massig viele Trails, nie sehr lang, aber abwechslungsreich. Flow, Wurzeln, Matsch, verblockt. Langweilig wird es hier nicht. Pure Mountainbike Emotions – Einfach mal machen