22. August 2015: 40 km 1900 hm Was für eine Schinderei
Eine Woche Regeneration nach der Alpenchallenge muss reichen. Leider kann ich schon wieder nicht ausschlafen. Zenon und ich starten bereits um 6:00 Uhr Richtung Imst, unserem Startort für die diesjährige Alpentour.
Unter den Augen der Imster Feuerwehr ziehen wir uns um und starten Punkt 12 in Richtung Pitztal. In jedem Dorf entdecken wir Motive für den Jungbäuerinnen-Kalender, eine schöne Abwechslung zur tristen Straße. In Mittelberg ist dann Schluss mit lustig! Bis zur Gletscherstube können wir noch fahren. Ab da erwarten uns fast 1000hm Schieben/Tragen/Klettern. Warum tut man sowas? Vorneweg: Alle Wanderer, und wir haben viele Wanderer getroffen, konnten nicht fassen, dass zwei Idioten hier ihr Bike hochschleppen. Aber jede/r ist uns mit Respekt und Hochachtung begegnet. “Kann man denn da Radfahren?” Ich glaube es waren ca. 200m, die wir fahren konnten.
Auf dem Plan steht der Gletschertrail nach Vent. Man kann diesen sehr einfach durch das Ötztal erreichen. Ich suchte jedoch im Vorfeld nach einem Übergang entweder vom Stubaital oder vom Pitztal. Das Pitztaler Jöchel erschien mir einfacher, obwohl fast 3000m hoch und in der Karte als Steig gekennzeichnet. Naja bestimmt kann man zur Gletscherstraße ein paar Meter fahren. Das werden wir am nächsten Tag wissen …
Mit den 650B-Laufrädern macht das Klettern mit Bike auch nicht mehr so viel Spaß. Die Hütte ist weit und breit nicht in Sicht. Die Sonne brennt immer mehr und mein Wasser wird immer weniger. So langsam gehen mir die Lichter aus. Und das am ersten Tag. Ich trinke jetzt nur noch tropfenweise. Da kommt endlich die Hütte in Sichtweite, ist jedoch noch mindestens 200hm über mir – senkrecht. Meine Flaschen sind leer. Oh wie ich mich hasse! Und Zenon ist bereits oben.
Eine einsame Wanderin ist etwas hinter mir. Ich überlege zu warten und nach Wasser zu betteln. Ich schaffe es letzten Endes aber aus eigener Kraft. Zum Glück habe ich zwei Tage vorher reserviert. Die Hütte liegt am beliebten Weitwanderweg E5 und ist brechend voll.
Wir beziehen unser Lager mit 24 weiteren Personen. Neben meinem Bett liegt ordentlich ein gefaltetes Hemd und ein akkurat hergerichteter Hüttenschlafsack. Mit wem habe ich es denn hier als Bettnachbarn zu tun? Naja erst mal duschen. Fehlanzeige: Katzenwäsche mit kaltem Wasser am Waschbecken. Nach einem Bier und einem Schnitzel sieht die Welt schon wieder besser aus. Frühstück gibt es auf der Hütte bis 7:30. BIS – nicht ab! Das heißt früh schlafen. Zenon verkriecht sich schon um 20:00 in seine Koje und schläft. Ich liege noch wach und warte … auf meinen Bettnachbarn. Als mir die Augen zufallen wollen steigt eine barbußige Frau neben mir ins Bett. Ich habe jetzt zwar Gewissheit, dass hier kein Nerd neben mir liegt. Aber mit dem Wissen, was ich jetzt habe, lässt es sich auch nicht besser schlafen.