19. Juli 2006: 50 km 2100 hm Über den Pso Zebru zu den Torri die Fraele
In der Nacht hatte es geregnet. Als wir aber aus dem Fenster schauten war der Himmel wolkenlos. Heute wollten wir unseren ersten Dreitausender machen. Das Wetter war ideal für dieses Vorhaben. Also starteten wir um 9:15 Uhr und deckten uns im Ort mit dem wichtigsten ein. Ich kaufte mir Piz Buin Sonnencreme für fast 20.- Euro (schluck), weil ich meine irgendwo auf der letzten Etappe verloren oder vergessen hatte.
Die ersten (Höhen-) Meter zur Rifugio Pizzini waren zwar auf Asphalt zu bewältigen, aber so steil, dass uns der Schweiß in Strömen verließ. Ab der Rif. Forni bekamen wir die ersten Gletscher zwischen Suldenspitze und Cevedale zu Gesicht. Je höher und damit je näher wir der Pizzini-Hütte kamen, desto grandioser waren die Ausblicke auf die Gletscher um uns herum. Schließlich tauchte der mächtige Grand Zebru (3.851 m) vor uns auf. Nach einer kurzen Rast ging es schiebend weiter auf den Passo del Zebru, mit 3.001 m der höchste Punkt, auf dem wir bisher waren. Der Aufstieg war zwar etwas mühsam, dafür hatten wir oben eine unbeschreibliche Aussicht auf die fast Viertausender und dem unter uns liegenden Val Zebru. Vom Pass zum Rif. Campo führte ein Trail 1000 Höhenmeter hinab.
Anfangs mussten wir noch schieben und ein Schneefeld überqueren. Doch dann konnten wir trotz des teilweise schwierigen Trails viel fahren. Dann kamen wir an die Schlüsselstelle. An einer Felskante ging es 100 Meter senkrecht an einem Seil bergab. Zu zweit hievten wir die Räder Meter um Meter in die Tiefe. Der Trail führte nun direkt am Grand Zebru vorbei. Ein Wasserfall bot uns ein tolles Schauspiel. Dummerweise mussten wir dessen Bach kurze Zeit später überqueren. Es gab keine Möglichkeit, trockenen Fußes den Weg auf der anderen Seite zu erreichen. Als wir das Wasser aus den Schuhen geleert hatten, genossen wir den Trail weiter bis zur Rif. Campo. Dort rasteten wir nochmal kurz, bevor wir weitere 800 Höhenmeter auf Schotter nach Caterina vernichteten. Weiter ging es auf der Straße nach Bormio. An einem Supermarkt machten wir kurz Halt, und nach einer Cola, einem Salami-Sandwich und einem Mars konnte es weiter gehen.
Es galt zum Schluß noch die unzähligen Serpentinen hinauf zu den Torri di Fraele zu meistern. Die staubige Schotterpiste (m.W. mittlerweile Aspphalt) und die mäßige Steigung zehrte an unseren Kräften. Als wir endlich oben waren, genossen wir den Ausblick hinab nach Bormio und ins Valdidentro.
Eigentlich wollten wir im Villa Valania übernachten, das hatte aber leider geschlossen. Das Rif. Monte Scale Parc war restlos ausgebucht, sodass wir auf die andere Talseite wechselten und es im Solena versuchten. Mit meinem dürftigen Italienisch machte ich die Unterkunft klar, 45 Euro HP. Allerdings musste wohl erst unser Zimmer renoviert werden, denn wir mussten eine halbe Stunde warten bis wir es beziehen konnten. Wir nutzten die Zeit, indem wir ein Radler (in diesem Falle mit Grapefruitlimonade) tranken und unsere Räder im Keller abstellten. Der wurde von Lucky, dem Schäferhund, bestens bewacht. Das Zimmer war eigentlich eine Katastrophe, das Bad (wurde vorher extra geputzt) mussten wir uns mit den Wirtsleuten teilen. Ich habe noch nie solch verkrustete Zahnbürsten gesehen.
Endlich Abendessen: Als Vorspeise gab es Pasta mit Tomatensoße, als Hauptspeise Lucky mit Gemüse. Als wir das undefinierbare Fleisch gegessen hatten, brachte die Wirtin noch etwas Käse (von dem ich allerdings nichts aß) und einen Zettel auf dem stand: “50”. Sie wollte jetzt “Cinquanta Euro”, statt 45 Euro. Sie war nämlich der Ansicht, dass sie uns ein “Erste Klasse Menü” servierte. Die müsste sich mal das Li’ Arnoga anschauen.