13. August 2022: Zum dritten Mal über den Watzmann (2713m)
Meiner Tochter zuliebe habe ich mich erneut motiviert, über den Watzmann zu klettern. Bis zu meiner ersten Überschreitung dauerte es Jahrzehnte. So lange sollte sie nicht einem Traum nach hängen müssen. Nach 2021 und 2019 sollte dies nun meine dritte Watzmannüberschreitung an einem Tag werden. Ich kam – wie die letzte Male auch – am Vorabend an und übernachtete im Womo auf dem Wanderparkplatz an der Wimbachbrücke.
Dieses Mal brach ich um 3:50 Uhr nach einer kurzen Nacht auf und erreichte nach ca. zweieinhalb Stunden das Watzmannhaus, wo meine Tochter bereits draußen in der aufgehenden Morgensonne auf mich wartete. Es sollte wieder ein herrlicher Tag werden. Zum Hocheck benötigten wir gemütliche 2h. Dort aßen wir einen Happen und legten unser Klettersteig-Set an. Obwohl ich jetzt schon das vierte Mal hier oben war, wollte ich trotz der technisch nicht allzu schwierigen Überschreitung nicht auf die Sicherung verzichten. Der Grat ist sehr ausgesetzt und es geht an vielen Stellen mehrere Meter senkrecht hinab. Ein kleiner Stolperer oder eine winzige Unachtsamkeit kann hier tödlich enden. Mit Set fühle ich mich wohler, auch wenn ich mich an den meisten Stellen nur mit einem Karabiner sichere.
Die erste Passage nach dem kleinen Unterstand am Hocheck lässt uns immer wieder staunen. Hier geht es an beiden Seiten in die Tiefe und man hat nur einen Fuß breiten Grat. Danach wird es einfacher und man gelangt in Gehgelände. Eine lange breite Platte meistert man entlang eines Seils, zumal der Fels hier ziemlich abgespeckt ist. Danach kommt eine kleine Schlüsselstelle (Felsgrat mit Fenster), wo man einen steilen Felsvorspring abklettern muss bevor man nach einem kurzen Anstieg schon an der Mittelspitze steht. Hier war ich mit meiner Tochter bereits vor acht Jahren.
Nach einer kurzen Stärkung machten wir uns auf zur Südspitze. Man sollte hierfür ca. 2h einplanen (gemütlich), vom Hocheck zur Mittelspitze etwa 1h. Es folgt gleich eine weitere Schlüsselstelle, nämlich ein sehr ausgesetztes Abklettern in der Ostflanke, das in eine Rinne mündet und mit einem beherzten Sprung vom Seil endet (schwer zu beschreiben, selber anschauen ;-)). Diese Passage und alle weiteren inkl. der schmalsten Stelle am Grat ist feinstes Felsklettern, meistens im I. Schwierigkeitsgrad (oder Klettersteig B). Das Panorama ist einzigartig: Tiefblicke ins Wimbachgrieß (Westwand), zum Königsee (Ostwand), und nach Süden ins Steinerne Meer. Obwohl es ein sonniger Tag war lag über dem Königsee ein hartnäckiges Nebelfeld, sodass uns der Blick auf den See leider verwehrt blieb. Nach 7 1/2 Stunden erreichten wir die Südspitze. Hier machten wir eine sehr lange Pause und genossen den Ausblick.
Der Abstieg ging dieses Mal etwas flotter. Aber insgesamt benötigten wir mit der obligatorischen Einkehr in der Wimbachgrießhütte (Speckbrot) ca. 14h.
Es war wieder eine großartige Tour, vor allem konnte ich das Erlebnis dieses Mal mit meiner Tochter teilen.