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Alpencross Ortler extrem 2006 – 7. Etappe

21. Juli 2006: Über Madritschjoch mit anschließendem Experiment

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Der Wetterbericht sagte schon mal gutes Wetter voraus, bis auf ein paar Quellwolken am Nachmittag. Gewitter sollten (noch) keine aufziehen. Also brachen wir um 8:30 Uhr auf zur Schaubachhütte. Am Ende der Asphaltstraße begegnete uns Hans Kammerlander mit einer Gruppe, die er auf den Ortler führte.
Um Körner zu sparen, schoben wir die steilen Pistenabschnitte (>30 %). An der Schaubachhütte konnten wir Ortler, Suldenspitze und Grand Zebru mit ihren beeindruckenden Gletschern bestaunen, bevor wir weiter hoch auf das 3.123 m hohe Madritschjoch schoben. Auf dem Weg dorthin überholte uns ein drahtiger Racer mit einem Hardtail -fahrend! Ich staunte Bauklötze, dass man sowas fahren kann. Er hatte natürlich keinen AC-Rucksack, aber trotzdem eine Wahnsinns-Leistung. Er musste nur mal kurz an einem Schneefeld sein Bike schultern, dann kurbelte er die letzten Meter zum Joch und erhielt zurecht Applaus von den staunenden Bergsteigern auf dem Gipfel. Als wir endlich oben angekommen waren, befand er sich schon wieder auf der Abfahrt. Wir genossen ein wenig die Aussicht und schoben die ersten Serpentinen hinab (der Racer ist alles gefahren). Ich habe viel über die Abfahrt vom Madritschjoch gelesen, z.B. “beste der Alpen”. Mich hat diese Abfahrt nicht so sehr begeistert, was aber wohl an den hochklassigen Trails (Bochetta, Pedenolo, Val Zebru, Goldseeweg) der vergangenen Tage lag.
Nachdem wir die Zufallhütte erreicht hatten, galt es eine Entscheidung zu fällen: Gletscherüberquerung zur 3.032 m hohen Furkelscharte – Ja oder Nein! Das Wetter passte, müde waren wir auch nicht und es war noch früh am Tag (ca. 13:00 Uhr). Steffen erkundigte sich zur Sicherheit nochmal in der Hütte nach dem Zustand des Gletschers und der Wegmarkierung. Jedoch riet ihm die Bergwacht von unserem Vorhaben ab, da wir nicht die richtigen Schuhe für ein solches Unterfangen hätten. Grödeln wären dafür angebracht. Was mich zu diesem Zeitpunkt an der Überquerung des Passo di Forcola störte, war an und für sich nicht der Gletscher, sondern der äußert ungünstige Rückweg vom Val di Sole nach Sterzing.
Aufgrund des kleinen Risikos mit den falschen Schuhen und dem schwierigen Rückweg am letzten Tag entschieden wir uns ins Martelltal abzufahren. Als Tagesziel suchten wir uns Meran aus. Das bedeutete allerdings den kompletten Vinschgau nach Osten zu durchqueren in der Hoffnung auf Rückenwind.
Von der Zufallhütte fuhren wir einige schöne, anspruchsvolle Trails, bis zum Zufritt-See den 36er, der uns aber oftmals zum Absteigen zwang. Da wir die Furkelscharte augelassen hatten, entschieden wir uns über Morter und Tarscher Alm in den Vinschgau zu gelangen. Vielleicht wollten wir uns auch ein wenig “bestrafen”. In Bad Salt hielten wir kurz an, um Getränke aufzufüllen. Steffen erklärte sich hierfür zum Glück bereit. Als er ein privates Grundstück betrat schoss auf ein Mal ein Schäferhund um die Ecke und ging in Angriffsstellung. Rechtzeitig kam Herrchen hinterher und brachte die Bestie zur Räson. Mit vollen Flaschen wollten wir gerade losfahren, als uns eine Horde junger Südtirolerinnen auf einem Pritschenwagen zujohlte. Wahnsinn!
Der Weg zur Morter Alm versprach nichts Gutes. Anfangs ging es auf einer Schotterpiste stetig bergauf. Lt. Karte sollten wir dann den Weg 14 nehmen. Den Höhenlinien nach führte der senkrecht den Hang hinauf. So war es auch. Das bedeutete übelste Schieberei/Tragerei. Der erste Abschnitt war geschafft und wir trafen wieder auf den Schotterweg. Auf der Kompasskarte endete eben dieser Schotterweg allergings bei ca. 1500 m. Keine Lust auf weitere 400 hm Schieben fuhren wir den Weg weiter, immer wieder den 14er kreuzend. Der Weg musste also neu gebaut worden sein und auf die Alm führen. Allerdings war bald Schluss, der Weg endete in einer Sackgasse, in der ein BMW stand. Links führte ein kleiner, unmarkierter Pfad weiter hinauf. Wir waren auf einer Höhe von 1850 m. Die Alm lag auf 1908 m Höhe, war aber weit und breit nicht zu sehen. Sicherheitshalber fuhren wir 150 Höhenmeter wieder bergab zum Einstieg des 14ers. Von da an trugen wir ca. zwei Stunden (!) unsere Bikes den Hang hinauf bis wir endlich die Alm erreichten. Oben angekommen unterhielten wir uns mit dem Bauern. Ich erkundigte mich, ob denn kein Fahrweg auf die Alm führte. “Doch, doch, bis da unten”, sagte der Senner und zeigte mit dem Finger die Almwiese hinab. Ich erfuhr dann, dass der BMW ihm gehörte! Zwei Stunden Hölle umsonst!
Am Horizont braute sich ein gewaltiges Gewitter zusammen. Wir wollten jetzt so schnell wie möglich zur Tarscher Alm. Die beiden Almen werden nur durch den sogenannten “Fischersteig” verbunden. Wir waren jetzt durch die anstrengende Aktion ganz schön geschlaucht. Aber den Trail sind wir größtenteils gewandert, da er höchste Konzentration erforderte. Inzwischen kam das Gewitter mit kräftigen Böen immer näher. Endlich (nach ca. einer Stunde) kamen wir auf eine Schotterpiste, die wir im Sturzflug 1300 Höhenmeter hinab fuhren. In einigen Passagen hätte mich fast der Wind vom Bike gefegt, fliegende Äste stellten ein zusätzliches Gefahrenpotential dar. Schließlich erreichten wir Latsch. Wir hatten Rückenwind und wollten diesen ausnutzen. Also soweit wie möglich fahren, wenn es geht bis nach Meran. Mit Tempo 50 km/h brausten wir durch die Apfelplantagen des Vinschgau.
Um 19:45 Uhr checkten wir ziemlich erschöpft im ersten Hotel kurz vor Meran ein.

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