18. Juli 2018: Stoneman Premiere in wundervoller Kulisse: 120 km 4000 hm
Den Stoneman wollte ich schon lange mal fahren. Fünf Tage Zusatzurlaub nutzte ich, um in Sexten mein Revier aufzuschlagen. Mir ging es nach etlichen Therapien ziemlich schlecht. Ich wollte erst Mal Spazieren oder Wandern. Bewegung tut in diesen Phasen immer gut. Am ersten Tag schnürte ich also die Wanderstiefel und machte mich auf den Weg. Vorsichtshalber hatte ich das Klettersteig-Set im Rucksack. Latent spielt ich mit dem Gedanken, den Klettersteig zur Rotwandspitze in Angriff zu nehmen.
Mit fast jedem Schritt ging es mir ein bisschen besser. An der Bergstation machte ich schon mal die letzte Stempelstelle des Stonemans ausfindig. Danach ging ich über die Rotwandköpfe zum Einstieg des Klettersteigs. Eine lange Leiter führte senkrecht den Fels hinauf. Normalerweise kann ich selten meiner Neugier widerstehen. Ich muss einfach wissen wie es weiter geht. Ich brauche das komplette Bild. Aber dieses Mal blieb ich vernünftig und kehrte um. Das war eigentlich heute schon zu viel. Ich plante morgen den Stoneman in Angriff zu nehmen.
Als ich am nächsten Morgen nach Sexten hinab aufbrach, war es bitter kalt. Ich stopfte mir Zeitungen unter das Trikot und zog darüber Windweste und Regenjacke an. Die Wanderung vom Vortag steckte mir noch gehörig in den Knochen! Kurz vor acht Uhr war ich am Info-Point des Stonemans. Mit etwas Verspätung kam ein schmaler drahtiger Typ, der mich mit eindringlichen Worten zur Vorsicht mahnte. Normalerweise starten die Goldfahrer um 5 Uhr morgens. Und ich solle aufpassen, gerade weil ich alleine unterwegs sei. Ich solle mich außerdem bei ihm telefonisch melden, wenn ich wieder zurück bin. Die Idee, ihm spontan meinen Schwerbehinderten-Ausweis vorzuzeigen, verwarf ich sofort. So viel Sorgen hat sich schon lange niemand mehr um mich gemacht. Hab dann leider erst am nächsten Tag erfahren, dass es sich dabei um Roland Stauder persönlich handelte.
Schnell machte ich mich auf den Weg und suchte die grünen Symbole, was manchmal gar nicht so einfach war. Die erste Station auf der Markinkehle bot einen grandiosen Blick in die Sextener Dolomiten (Elferkofel, Einserkofel, Drei Zinnen und Rotwandspitze). Stempeln, Foto, Staunen, weiter. Nach 65km futterte ich in Silian zum ersten Mal etwas. Der Anstieg hinauf zur Leckfeldalm war steil (Zitat Hüttenwirt: “Bist flott unterwegs”. Lt. Roland sollte ich zwischen 14 und 14:30 an der Silianer Hütte sein, damit sich das an einem Tag ausgeht). Nach einer Schorle und Kaffee ging es noch steiler hinauf zur zweiten Stempelstelle. Stempeln, Foto, Staunen, weiter. 14:30 Uhr, passt! Die nun folgende Demuth-Passage zog sich. Ein einziger Trail, manchmal ausgesetzt, oft verblockt. Ich dachte an Rolands Worte. Ich war hier oben ganz alleine. Keine Menschenseele, nur der Trail und ich. Ich, der Stoneman! Stille. Am Passo Silvella, dem dritten Checkpoint, durchbrach der Wind die Ruhe. Somit fiel das Stempeln, Fotografieren und Staunen etwas kürzer aus. Ich hoffte, dass es jetzt ins Tal ging. Stattdessen versuchte mich ein ständiges Auf und Ab mit steilen Schiebepassagen zu zermürben. Irgendwann legte ich mich einfach auf die Wiese neben die Kühe und nahm für das Finale nochmals Energie zu mir. Ich genoss die Idylle, Wärme und vor allem die Stille.
Die vierte Station war in Radola, die einzige im Tal. Nach Stempeln und Foto ohne Staunen ging ich den Anstieg zur letzten Station auf die Rotwandwiese an. Jetzt wurde es langsam zäh. Ein paar steile Rampen schob ich. Dann der letzte Trail in der Abendsonne zum finalen Checkpoint. Ich wusste wo das rostige Blech stand. Ich hörte nur das Klicken der Zange als ich das letzte Symbol in die Karte stanzte. War für ein einzigartiges Erlebnis. “Pure Mountain Emotion”. Ich war ganz alleine und seit langer Zeit mal wieder bisschen stolz.