20. September 2009: 70 km 3100 hm Von Dinos zu Papa gespickt mit Höhenmetern
Nach einer Flasche Vino Rosso am Vorabend und einem starken Kaffee am Morgen brachen wir auf zur ersten Etappe. Es standen einige kulturelle Höhepunkte auf dem Programm: Zuerst wollten wir der größten freischwebenden Glocke “Maria Dolens” einen Besuch abstatten. Nach dem obligatorischen Startfoto (ungeplant sogar oberhalb des Gardasees), machten wir uns auf nach Rovereto. “Von der Stirne heiß Rinnen muß der Schweiß.”: Nach diesem Motto ging es steil hinauf zur Friedensglocke. Für uns sollte sie heute nicht zu sehen sein, sonn- und feiertags geschlossen.
Macht ja nichts! Als nächstes reisten wir weiter zurück in die Vergangenheit. Auf der “Piste dei Dinosauri” sollen Fußabdrücke von Dinos zu sehen sein. Wir haben keine gefunden. Dafür riss Thorsis Kette. Auf unserer Route lagen die Fußstapfen sowieso nicht wirklich, also hieß es erst mal nach dem richtigen Weg suchen bzw. fragen. Die Wirtin der Rif. Ana bot in einem Misch aus Deutsch und Italienisch ihre Hilfe an. Hätten wir uns aber auch sparen können. Die nette Frau kennt außer ihrem Zufahrtsweg zur Hütte keinen einzigen Pfad. Uns blieb auch eigentlich nur ein Weg, der bedeutete allerdings schieben.
Saurier sind uns keine begegnet, aber wir waren jetzt zumindest auf Kurs. Wir fuhren am “Funghi Albaredo” vorbei, nicht ohne ihn zu besteigen, und wählten dann nicht etwa die Straße hinab in die Vallarsa, sondern den mühsamen Aufstieg Richtung Monte Zugna. Während der Bergfahrt solidarisierte sich der Himmel mit mir und konnte sich nicht entscheiden, ob er weinen oder lachen sollte.
Die nächste Möglichkeit ins Tal war ein Trail bei der Malga Zugna. Ich hatte noch nie von diesem Weg gehört, deswegen mussten mir meine Gefährten versprechen, mich nicht einer Steinigung zu unterziehen, falls das ein Reinfall werden sollte. Die Steinigung blieb aus! Es wurde ein Reinfall. Im oberen Teil ist er dermaßen ausgesetzt und schmal, dass man höchstens bei trockenen Bedingungen relativ gefahrlos fahren könnte. Einige Abschnitte waren zu schmierig und glitschig. Wieder andere bin ich großenteils einfach runtergerutscht. Mit angezogenen Bremsen und zugematschten Nobby Nics wurde jede Spitzkehre zu einem Erlebnis. Einmal bin ich einfach vom Rad gesprungen, um nicht als Torpedo über die Spitzkehre zu schießen. Schließlich kamen wir nach gut einer Stunde heil im Vallarsa an.
Auf dem Weg zum Passo Pian delle Fugazze ging die letzen 0,500 km (das steht genauso bis auf den Tausendstel KM auf den ital. Straßenschildern) ein kleiner Schauer nieder. Ich drückte auf die Tube, um relativ trocken anzukommen. Zenon sah mich stehen und gesellte sich zu mir. Beide schauten wir verdutzt zu, wie Thorsi, zugedröhnt mit Musik und unsere Rufe ignorierend, über den Pass Richtung Süden flog. “Der kommt schon wieder irgendwann zurück …”
Ich kannte den langen Weg hinauf zur Rifugio Papa und wollte ernsthaft einen Shuttle-Service organisieren. Nichts zu machen! Thorsi kam dann auch irgendwann zurück und wir kämpften uns über die grobe Schotterpiste. Für Thorsi und Zenon begannen nun riegelvernichtende 800 hm bergauf. Ich drückte wieder auf die Tube, auf die Geltube.
Oben angekommen fiel mir auch noch ohne Fremdeinwirkung meine Radbrille vom Kopf -ein Bügel blieb dabei hinter dem Ohr stecken. “Rudy’s Project failed”! Nach insgesamt mehr als 3000 hm erreichten wir das Rifugio Papa auf 2000 m Höhe.
Mit dem Wetter hatten wir großes Glück. Thorsi meinte dazu nur: “Da simmer em Deifel von de Schipp gschprunge”.