30. August 2024: Viel schwieriger als gedacht
Die Kaskarspitze ist schwierig (T4/T5) und einsam. Alleine unterwegs stellt sie eine mentale Herausforderung dar!
Eigentlich wollte ich auf die Östliche Praxmarerkarspitze (2638 m), quasi die große Schwester der Kaskarspitze. In der Gleirsch-Hallertalkette gesellen sich noch die Hintere Bachofenspitze (2668 m) und die Sonntagkarspitze (2575 m) in nächster Nachbarschaft zu den beiden genannten. Jeder dieser vier Gipfel ist auf schwarzen Steigen zu erklimmen. Sehr erfahrene (und meines Erachtens gute) Bergsteiger sind sogar in der Lage diese Spitzen in einer Tour am Grat zu überschreiten.
Den langen Weg von Scharnitz zum Einstieg (ca. 20km und fast 1000hm) überbrücke ich mit dem Mountainbike. Nach der Möslalm führt eine giftig steile Schotterpiste auf die Pfeishütte (vor dem Steilstück gibt es auch ein Raddepot, an dem man sein Bike abstellen kann). Ich muss den größten Teil schieben (habe kein E-Bike). Dabei fließt mir schon der Schweiß in Strömen. Kurz vor der Hütte vor einer Rechtskurve ist der Einstieg, den sich die Steige zur Praxmarerkarspitze und Kaskarspitze teilen. Hier deponiere ich mein Bike und stärke mich noch schnell. Es ist bereits fast 11 Uhr. Ich empfehle allerdings früher zu starten, denn sowohl die Länge des Wegs (inkl. Bike und Hike) als auch die Hitze (die Steige unterliegen alle den ganzen Tag der Sonne – Schatten ist hier Fehlanzeige) sind nicht zu unterschätzen.
Es geht anfangs durch eine Latschengasse bevor man ein erstes Schotterfeld queren muss. An einer steilen Rinne sieht man noch Überreste von Sicherungen. Der Weg ist schmal, rutschig und ausgesetzt. Ein Seil zum Festhalten würde hier durchaus Sinn machen. Anschließend geht es senkrecht durch Latschen bis zur nächsten Querung eines Schuttkars. Danach erreicht man nach wenigen Minuten die Abzweigung zur Kaskarspitze. Ich gehe nach links Richtung Praxmarerkarspitze, laut Wegweiser noch 3h. Bis hierhin war der Pfad überwiegend im absturzgefährdeten Gelände. Jetzt führt der Steig hinunter ins Kaskar, das vorsichtig zu überqueren ist. Danach geht es weiter bergab, um dann in das Praxmarerkar zu gelangen. Mir erscheint das Ziel noch in weiter Ferne und ich entscheide mich aufgrund der fortgeschrittenen Zeit für eine Umkehr.
An der Abzweigung wieder angekommen beschließe ich, nun doch die Kaskarspitze in Angriff zu nehmen. Leider muss ich auch hierfür erneut in das Kaskar absteigen. Ich quere das Schotterfeld in einem großen halben Linksbogen und visiere die Felswände zwischen Kaskarspitze und Sonntagkarspitze an. Dabei muss ich kurz einen Grasrücken passieren..
Am Ende des Kars angekommen beginnt der eigentliche Spaß. Zuerst muss ich steil noch die letzten Meter im rutschigen Schotter geradlinig hinauf zu den Felsen. Dann geht es in leichter Kletterei (I) auf bröseligem Untergrund die erste Steilstufe hinauf. Danach quere ich auf schmalen Bändern Richtung Nordosten. Dabei muss ich mehrere Male steile sehr rutschige Rinnen meistern.
Eine letzte Steilstufe klettere ich senkrecht nach oben (I+). Hier macht es tatsächlich Spaß, weil der Fels fest und griffig ist, ganz im Gegensatz zum restlichen Teil der Tour. Dann folgen weitere Bänder mit weiteren steilen Rinnen, die es zu überwinden gilt. Hier agiere ich sehr vorsichtig und fokussiert.
Der Gipfelaufbau ist schräg auf Schrofen und äußerst rutschigem Geröll zu erklimmen. Das Gestein ist ziemlich bröselig. Ich taste mich auf allen Vieren voran, um nicht auszurutschen. Zuvor hat man an einer Scharte (Abbruchkante nach Norden) allerdings geniale Ausblicke ins Hinterautal und auf die gegenüberliegende Birkkarspitze und Kaltwasserkarspitze. Ich verweile nicht lange. Der Abstieg verlangt wie der Aufstieg vollste Konzentration und sichere Tritte.
Fazit: Bei der Kaskarspitze handelt es sich meines Erachtens um eine sehr schwierige Bergtour (subjektiv). Die extrem hohe Rutschgefahr in permanent ausgesetztem Gelände ohne Sicherungsmöglichkeiten (Seile, Eisenstifte, etc.) verlangt in der Tat die oft bemühte Trittsicherheit und Schwindelfreiheit. Hinzu kommt, dass es sich um eine sehr einsame Tour handelt. Ich habe nur zwei Bergsteigerinnen getroffen. Deswegen stellt sie alleine auch mental eine Herausforderung dar.
Mit meinem Abstecher zum Praxmarerkar habe ich insgesamt 5:15h benötigt (7km/1100hm).