Bike Strong

Bike and Hike 2017 Part 1 ...

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  • Nach längerer Abstinenz wagte ich mich mal wieder in die Berge. Mit neuem Konzept. Spontan fuhr ich ins Karwendel. Mein Lager schlug ich in Scharnitz auf. Vorher kaufte ich mir in Mittenwald noch eine Wanderkarte, um mir einen Überblick von möglichen Touren zu verschaffen. Am ersten Tag sollte es eine Runde mit dem Mountainbike werden. Danach eine Bike and Hike-Tour. Am dritten Tag ein klassischer Klettersteig. Und zum Schluss könnte man noch zwei/drei Tage einen Karwendel-Cross dranhängen.
    1. Tag: Ich wollte von Scharnitz durch das Gleirschtal zur Pfeishütte und von dort zum Hallerangerhaus queren und durch das Hinterautal zurück zum Ausgangspunkt. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht, dass es sich hierbei um eine heiß und kontrovers diskutierte Route im IBC-Forum handelte. Zum Glück!
    Das erste Teilstück zur Gleirschhöhe teilt man sich mit etlichen Wanderern und Mountainbiker, vor allem E-Bikern. Von der Gleirschhöhe geht es rechts weg auf Schotter hinab. Man überquert die Isar um sofort die vernichteten Höhenmeter wieder wett zu machen. Hier begegnete ich nur sehr vereinzelt Menschen. Bis zum Ende des Bodenwaldes fuhr ich auf Schotter. Dann verführte mich eine Abzweigung zur Pfeishütte auf einen sacksteilen Trail mit losem Untergrund. Der Weg endete hier allerdings abrupt im wilden Gleirschbach. Nach erfolgloser Wegsuche entschied ich dem Bachlauf zu folgen. Nac 50m stößt man dann auch wieder auf den Trail, der als Abkürzung wieder auf die Piste führt. Jetzt gelangt man ins Samertal. Am Ende des Tals blickt die Pfeishütte bereits spöttisch von oben auf einen herab. Eine unmenschlich steile Schotterwand führt hinauf. Früher wurde der Bezwinger von der Hüttenwirtin mit einem Kasten Bier belohnt. Die Zeiten sind vorbei.
    Nach einer kurzen Rast auf der Hütte nahm ich einen lauten Donnergrollen als Startschuss für die Weiterfahrt. Der Trail zum Stempeljoch ist größtenteils fahrbar. Ein in der Sonne rastender Wanderer wollte wissen ob ich über das Joch wollte. Große Augen machte er als er erfuhr, dass ich über den Wilde Bande Steig (WBS) zum Hallerhangerhaus wollte. Es selbst war wegen des drohenden Gewitters umgekehrt. Über dem Joch hingen in der Tat finstere Wolken. Ich hatte ja ein Rad mit und konnte notfalls schnell wieder die Hütte erreichen. Einmal über dem Joch drüber würde schon weitaus ungemütlicher werden. Je höher ich stieg umso mehr und weiter zog das Wetter über mich hinweg. Auf dem Joch stockte mir schon beim Anblick auf die andere Seite der Atem. Zum Einstieg in den WBS muss man ca. 200hm in einer extrem steilen Schotterrinne bergab rutschen.Das Bike ist hier gar nicht mal von Nachteil. Man kann es oft vor sich quer stellen und somit sicherer absteigen. Allerdings muss man dafür in den engen rutschigen Kehren das Bike ständig von der rechten auf die linke Seite heben und umgekehrt.
    Der Einstieg zum WBS beginnt mit einer seilgesicherten, ziemlich ausgesetzten, aber nicht sehr langen Passage. An dieser Stelle hab ich im Nachhinein ein Video im Web entdeckt, an dem ein Biker sein Bike aus der Hand verlor. Der WBS ist permanent ausgesetzt. Fahrbare Passagen wechseln sich ab mit Latschenwurzeln und verblockten Passagen. Auch hier und da ein Seil. Eine kurze Herausforderung wartet dann noch fast am Ende des Steiges auf den Biker. Eine etwa drei Meter tiefe und ein Meter schmale Rinne mit Eisenstiften. Ich hing mein Rad mit den Laufrädern an die Stifte und kletterte hinab. Das selbe auf der anderen Seite der Rinne. Rad eingehängt, hochgeklettert und Bike hochgezogen. Danach trifft man sehr schnell auf den Weg vom Isstal zum Lafatscher Joch.
    Die 100hm zum Joch muss man nochmal schieben. Oben hat man allerdings eine phantastische Aussicht. Die Abfahrt zum Hallerangerhaus ist anfangs relativ gut und mit Spaß fahrbar. Am Ande wartet noch einmal ein fieser, rutschiger und steiler Schotterserpentinentrail. Den habe ich geschoben. Die letzten Meter zur Hütte sind dann wieder fahrbar. Hier habe ich noch sicherheitshalber meine Flaschen aufgefüllt. Es war bereits 18:00 Uhr. Gestartet war ich um 11:30 Uhr. Von der Hütte geht es rasant nur noch auf Schotter bergab. Man folgt der Isar von ihrer Quelle bis sie einen in Scharnitz wieder ausspuckt.

    Fazit: Eine phantastische Bike-Tour mit einigen heiklen Passagen. So schlimm wie einige Vorzeige-Alpinisten im IBC-Forum diese Runde beurteilen, fand ich es aus meiner Sicht nicht. Man muss es vielleicht nicht unbedingt alleine machen. Hätte ich aber die kritischen Posts vorher gelesen, hätte ich die Tour evtl. gar nicht unternommen.

    2. Tag: Ich brach bereits um 9:20 Uhr zum Karwendelhaus auf. Dabei verpasste ich die Einfahrt zum Karwendeltal. So fuhr ich einen kleinen Umweg über den Wiesenhof und den Karwendelsteg. Den Weg zum Karwendelhaus, wo ich mein Bike abstellen wollte, kannte ich bereits aus 2005. Fast die gesamten Höhenmeter sind auf die letzten Kilometer zur Hütte verteilt. Ich fühlte mich heute irgendwie flau. An der Hütte gab's erst mal ein Bergsteigeressen. Nachdem das Bike gesichert war, nahm ich den Steig zum höchsten Gipfel des Karwendels in Angriff. Durch die Lawinenverbauungen muss man durch ein Labyrinth von Stahlseilen klettern. Dann folgt eine sehr schöne Latschenkiefer-Passage bis man zum Abweig des Brendelsteiges kommt. Die Sonne brannte ab hier ohne Gnade und ohne Unterbrechung vom Himmel. Ich hatte nur Feigen, ein paar Riegeln und gerade mal 1,25l Wasser dabei. Das folgende Stück jedenfalls schlauchte mich ganz schön. Es macht seinem Namen auch alle Ehre, das Schlauchkar. Ich wollte drei Mal umkehren, so fertig war ich. Ich setzte mir immer neue optische Ziele, die ich als potentielle Umkehrpunkte definierte. Je höher ich kam, desto mehr Bergsteiger kamen mir entgegen. Ich hatte etwas Angst, dass mir die Zeit davon lief. Am Ende des Schlauchkars muss man auch noch die Hände nehmen um letzen Endes auf 2500m Höhe an der Biwakschachtel und dem Übergang zum Hallerhangerhaus zu stehen. Ich war ziemlich bedient und hatte leichte Schwindel.
    Zum Gipfel waren es noch 200hm. Es geht von der Biwakhütte direkt am ausgestzten Grat eine seilgesicherte Passage hinauf. Für mich stand fest, dass ich heute nicht zum Gipfel komme. Ich schaute mir den Weg zur Ödkarspitze an und den Abstieg zum Hinterautal. Dann kletterten vom Gipfel zwei Bergsteiger zu mir herab. "Griaß di" - "Servus". Im meinem Kopf machte es "klick" und ich war die erste Stufe hinauf geklettert. Vielleicht Sauerstoffmangel. Aber auf einmal ging es mir wieder gut. Es folgten noch ein paar Passagen, wo man unbedingt schwindelfrei und trittsicher sein sollte, bevor man letzten Endes nach 20 Minuten den Gipfel erreicht.
    Auf der Birkkarspitze der einzige zu sein, ist nicht zu verachten. Hier konnte man es gut aus- und innehalten! Der Rückweg war leider derselbe wie der Aufstieg (Alternative: Über Ödkarspitze und Brendelsteig). Man sollte noch voll konzentriert sein. Der kleinste Fehler kann hier fatale Folgen haben. Letzten Endes brauchte ich zu Hütte ca. 1h 30 Minuten, für den Aufstieg 3h.
    In der Nacht zum dritten Tag erwischte mich ein Magen-Darm-Virus, der wohl schon etwas länger in mir schlummerte. Ich wollte am nächsten Tag einen Klettersteig machen, der jedoch gute Kondition voraussetzte (6-7h). Hinter dieser Aktion stand nun ein dickes Fragezeichen.

    Fortsetzung folgt ...

    Copyright © by Thomas Hofmann.