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Alpencross 2006 - 7. Etappe
Alpencross 2006
Bilder
Der Wetterbericht sagte
schon mal gutes Wetter voraus, bis auf ein paar Quellwolken am Nachmittag.
Gewitter sollten (noch) keine aufziehen. Also brachen wir um 8:30 Uhr auf
zur Schaubachhütte. Am Ende der Asphaltstraße begegnete uns plötzlich
Hans Kammerlander himself mit einer Reisegruppe, die er auf den Ortler führte.
Um Körner zu sparen, schoben wir die steilen Pistenabschnitte (>30
%). An der Schaubachhütte konnten wir Ortler, Suldenspitze und Grand
Zebru mit ihren beeindruckenden Gletschern bestaunen, bevor wir weiter hoch
auf das 3.123 m hohe Madritschjoch schoben. Auf dem Weg dorthin überholte
uns ein drahtiger Racer mit einem Hardtail -fahrend! Ich staunte Bauklötze,
dass man sowas fahren kann. Er hatte natürlich keinen AC-Rucksack, aber
trotzdem eine Wahnsinns-Leistung. Er musste nur mal kurz an einem Schneefeld
sein Bike schultern, dann kurbelte er die letzten Meter zum Joch und erhielt
zurecht Applaus von den staunenden Bergsteigern auf dem Gipfel. Als wir endlich
oben angekommen waren, befand er sich schon wieder auf der Abfahrt. Wir genossen
ein wenig die Aussicht und schoben die ersten Serpentinen hinab (der Racer
ist alles gefahren). Ich habe viel über die Abfahrt vom Madritschjoch
gelesen, z.B. "beste der Alpen". Mich hat diese Abfahrt nicht so
sehr begeistert, was aber wohl an den hochklassigen Trails (Bochetta, Pedenolo, Val Zebru,
Goldseeweg) der vergangenen Tage lag.
Nachdem wir die Zufallhütte erreicht hatten, galt es eine Entscheidung
zu fällen: Gletscherüberquerung zur 3.032 m hohen Furkelscharte
- Ja oder Nein! Das Wetter passte, müde waren wir auch nicht und es war
noch früh am Tag (ca. 13:00 Uhr). Steffen erkundigte sich zur Sicherheit
nochmal in der Hütte nach dem Zustand des Gletschers und der Wegmarkierung.
Jedoch riet ihm die Bergwacht von unserem Vorhaben ab, da wir nicht die richtigen
Schuhe für ein solches Unterfangen hätten. Grödeln wären
dafür angebracht. Was mich zu diesem Zeitpunkt an der Überquerung
des Passo di Forcola störte, war an und für sich nicht der Gletscher,
sondern der äußert ungünstige Rückweg vom Val di Sole
nach Sterzing.
Aufgrund des kleinen Risikos mit den falschen Schuhen und dem schwierigen
Rückweg am letzten Tag, entschieden wir uns ins Martelltal abzufahren.
Als Tagesziel suchten wir uns Meran aus. Das bedeutete allerdings den kompletten
Vinschgau nach Osten zu durchqueren in der Hoffnung auf Rückenwind.
Von der Zufallhütte fuhren wir einige schöne, anspruchsvolle Trails,
bis zum Zufritt-See den 36er, der uns aber oftmals zum Absteigen zwang. Da
wir die Furkelscharte augelassen hatten, entschieden wir uns über Morter
und Tarscher Alm in den Vinschgau zu gelangen. Vielleicht wollten wir uns
auch ein wenig "bestrafen". In Bad Salt hielten wir kurz an, um
Getränke aufzufüllen. Steffen erklärte sich hierfür zum
Glück bereit. Als er ein privates Grundstück betrat, schoss auf
ein Mal ein Schäferhund um die Ecke und ging in Angriffstellung. Rechtzeitig
kam Herrchen hinterher und brachte die Bestie zur Räson. Mit vollen Flaschen
wollten wir gerade losfahren, als uns eine Horde junger Südtirolerinnen
auf einem Pritschenwagen zujohlte. Leider hatte ich meine Kamera nicht bereit.
Der Weg zur Morter Alm versprach nichts Gutes. Anfangs ging es auf einer Schotterpiste
stetig begauf. Lt. Karte sollten wir dann den Weg 14 nehmen. Den Höhenlinien
nach führte der senkrecht den Hang hinauf. So war es auch. Das bedeutete
übelste Schieberei/Tragerei. Der erste Abschnitt war geschafft und wir
trafen wieder auf den Schotterweg. Auf der Kompasskarte endete eben dieser
Schotterweg allergings bei ca. 1500 m. Keine Lust auf weitere 400 hm Schieben
fuhren wir den Weg weiter, immer wieder den 14er kreuzend. Der Weg musste
also neu gebaut worden sein und auf die Alm führen, dachte ich mir. Allerdings
war bald Schluss, der Weg endete in einer Sackgasse, in der ein BMW stand.
Links führte ein kleiner, unmarkierter Pfad weiter hinauf. Wir waren
auf einer Höhe von 1850 m. Die Alm lag auf 1908 m Höhe, war aber
weit und breit nicht zu sehen. Sicherheitshalber fuhren wir 150 Höhenmeter
wieder bergab zum Einstieg des 14ers. Von da an trugen wir ca. zwei Stunden
unsere Bikes den Hang hinauf bis wir endlich die Alm erreichten. Oben angekommen
unterhielten wir uns mit dem Bauern. Ich erkundigte mich, ob denn kein Fahrweg
auf die Alm führte. "Doch, doch, bis da unten", sagte der Senner
und zeigte mit dem Finger die Almwiese hinab. Ich erfuhr dann, dass der BMW
ihm gehörte! Zwei Stunden Hölle umsonst!
Am Horizont über dem Reschensee braute sich ein gewaltiges Gewitter zusammen.
Wir wollten jetzt so schnell wie möglich zur Tarscher Alm. Die beiden
Almen werden nur durch den sogenannten "Fischersteig" verbunden.
Wir waren jetzt durch die anstrengende Aktion ganz schön geschlaucht.
Aber den Trail sind wir größtenteils gewandert, da er höchste
Konzentration erforderte. Inzwischen kam das Gewitter mit kräftigen Böen
immer näher. Endlich (nach ca. einer Stunde) kamen wir auf eine Schotterpiste,
die wir im Sturzflug 1300 Höhenmeter hinab fuhren. In einigen Passagen
hätte mich fast der Wind vom Bike gefegt, fliegende Äste stellten
ein zusätzliches Gefahrenpotential dar. Schließlich erreichten
wir Latsch. Wir hatten Rückenwind und wollten diesen ausnutzen. Also
soweit wie möglich fahren, wenn es geht bis nach Meran. Mit Tempo 50
km/h brausten wir durch die Apfelplantagen des Vinschgau.
Um 19:45 Uhr checkten wir ziemlich erschöpft im ersten Hotel kurz vor
Meran ein.
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