In der Nacht
hatte es geregnet, aber als wir aus dem Fenster schauten, war der Himmel wolkenlos.
Heute wollten wir unseren ersten Dreitausender machen. Das Wetter war ideal
für dieses Vorhaben. Also starteten wir um 9:15 Uhr und deckten uns im
Ort erst Mal mit dem wichtigsten ein. Ich kaufte mir Piz Buin Sonnencreme
für fast 20.- Euro (schluck), weil ich meine irgendwo auf der letzten
Etappe verloren oder vergessen hatte.
Die ersten (Höhen-)
Meter zur Rifugio Pizzini waren zwar auf Asphalt zu bewältigen, aber
so steil, dass uns der Schweiß in Strömen verließ. Ab der
Rif. Forni bekamen wir die ersten Gletscher zwischen Suldenspitze und Cevedale
zu Gesicht. Je höher und damit je näher wir der Pizzini-Hütte
kamen, desto grandioser waren die Ausblicke auf die Gletschwelt um uns herum.
Schließlich tauchte der mächtige Grand Zebru (3.851 m) vor uns auf.
Wow! Nach einer kurzen Rast ging es schiebend weiter auf den Passo del Zebru,
mit 3.001 m der höchste Punkt, auf dem wir bisher waren. Der Aufstieg
war zwar etwas mühsam, dafür hatten wir oben eine unbeschreibliche
Aussicht auf die fast Viertausender und dem unter uns liegenden Val Zebru.
Vom Pass zum Rif. Campo führte ein Trail 1000 Höhenmeter hinab.
Anfangs mussten
wir noch schieben und ein Schneefeld überqueren. Doch dann konnten wir
trotz des teilweise sehr schwierigen Trails viel fahren. Dann kamen wir an
die Schlüsselstelle. An einer Felskante ging es 100 Meter senkrecht bergab.
Zum Glück war dort ein Seil gespannt. Zu zweit hievten wir die Räder
Meter um Meter in die Tiefe. Der Trail führte nun direkt am Grand Zebru
vorbei, ein Wasserfall bot uns ein tolles Schauspiel. Dummerweise mussten
wir dessen Bach kurze Zeit später überqueren. Es gab keine Möglichkeit,
trockenen Fußes den Weg auf der anderen Seite zu erreichen. Als wir
das Wasser aus den Schuhen geleert hatten, genossen wir den Trail weiter bis
zur Rif. Campo. Dort rasteten wir nochmal kurz, bevor wir weitere 800 Höhenmeter
auf Schotter nach Valfurva vernichteten. Dann ging es auf der Straße
weiter nach Bormio. An einem Supermarkt machten wir kurz Halt, und nach einer
Cola, einem Salami-Sandwich und einem Mars konnte es weiter gehen.
Es galt zum Schluß
noch die unzähligen Serpentinen hinauf zu den Torri di Fraele zu meistern.
Die staubige Schotterpiste und die mäßige Steigung zehrte an unseren
Kräften. Als wir endlich oben waren, genossen wir den Ausblick hinab
nach Bormio und Valdidentro.
Eigentlich wollten
wir im
Villa
Valania übernachten, das hatte aber leider geschlossen. Das Rif.
Monte Scale Parc war restlos ausgebucht, sodass wir auf die andere Talseite
wechselten und es im Solena versuchten. Mit meinem dürftigen Italienisch
machte ich die Unterkunft klar, 45 Euro HP. Allerdings musste wohl erst unser
Zimmer renoviert werden, denn wir mussten eine halbe Stunde warten bis wir
es beziehen konnten. Wir nutzten die Zeit, indem wir ein Radler (in diesem
Falle mit Grapefruitlimonade) tranken und unsere Räder im Keller abstellten.
Der wurde von Lucky, dem Schäferhund, bestens bewacht. Das Zimmer war
eigentlich eine Katastrophe, das Bad (wurde vorher extra geputzt) mussten
wir uns mit den Wirtsleuten teilen. Ich habe noch nie solch verkrustete Zahnbürsten
gesehen.
Endlich Abendessen:
Als Vorspeise gab es Pasta mit Tomatensoße, als Hauptspeise Lucky mit
Gemüse. Als wir das undefinierbare Fleisch gegessen hatten, brachte die
Wirtin noch etwas Käse (von dem ich allerdings nichts aß) und einen
Zettel auf dem stand: "50". Sie wollte jetzt "Cinquanta Euro",
statt 45 Euro. Sie war nämlich der Ansicht, dass sie uns ein "Erste
Klasse Menü" servierte. Die müsste sich mal das Li' Arnoga
anschauen.