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Rennen - RTF - CTF 2012
Das Jahr der Rennen
In Aquitanien (Baskenland) habe ich endlich Zeit, die Rennsaison 2012 Revue passieren zu lassen.
Die Saison beende ich an der französischen Atlantik-Küste: Zehn Tage kein Fahrrad, weiter Strand und guter
Rotwein.
Aufgrund meiner Beinlängendifferenz von fast 1,5 cm bin ich seit mehr als zehn Jahren auf der Suche nach einer
Sitzposition, die mich gerade auf dem Bike sitzen lässt, aber in ester Linie mir das Gefühl gibt, mit beiden Beinen
gleichmäßig zu treten. Dass ich auf unterschiedlich langen Hacken unterwegs bin, wurde leider erst dieses Jahr festgestellt.
So fahre ich jetzt mit Platten von Specialized unter den Schuhen. Leider habe ich bisher nichts Adäquates für MTB-Schuhe
gefunden. Deswegen habe ich mich dieses Jahr mehr auf das Rennrad konzentriert.
Spessart-Bike Marathon
Es sollte dieses Jahr die letzte Ausgabe sein. Ich glaube die Veranstaltung wird weiterhin stattfinden.
Ich saß das zweite Mal dieses Jahr auf dem Bike und wollte nichts riskieren, da eine Woche
später das erste Saisonhiglight im Rennkalender stand. Mit 2:50 fuhr ich bei meiner 7. Teilnahme persönliche Bestzeit
und landete auf dem 16. Platz in der starken Klasse der Senioren 2.
Gleich vom Start weg fuhr ich ein sehr hohes Tempo um Platz auf den Abfahrten zu haben. Leider spielte meine Gabel bei
diesem Vorhaben nicht so recht mit. Die Begeisterung am Grabig hat mich etwas überziehen lassen. Somit ermöglichte ich
zwei meiner ärgsten Konkurrenten den Eichenberg hinauf an mir vorbeizufahren, die ich bis zum Zielstrich leider
nicht mehr einholen konnte.
Maratona dles Dolomites
Nach 2007 hat es endlich mal wieder mit einem Startplatz geklappt. Mein Ziel war unter 6h zu bleiben
Bei blauem Himmel und heißen Temperaturen versprach es ein großartiges Event zu werden. Leider steckte ich auf der Sellaronda
manchmal im Stau bzw. es ging oft nur stockend weiter. Erst am zweiten Aufstieg zum Campolongo konnte ich mein Tempo
ungehindert fahren. Am Giau gesellten sich zu den 10% Steigung noch Temperaturen von weit über 30 Grad. Am Anstieg zum
Falzarego musste ich dann ordentlich auf die Zähne beißen um mein gestecktes Ziel zu erreichen. Leider hat es nicht ganz
gereicht und ich verpasste meine Vorgabe um vier Minuten.
Die Zeit von 6:04 ermöglicht einen Start aus der dritten Startgruppe. Somit ist bei der nächsten Teilnahme das Ziel, die
sechs Stunden zu knacken, ein Muss! Vorausgesetzt ich ergattere wieder einen der begehrten Startplätze.
Alpenchallenge
Da ich bei der Verlosung zum Ötztaler Radmarathon kein Glück hatte, sollte die Langstrecke der Alpenchallenge mit 220km und
4000hm als Ersatz herhalten. Kurz vor dem Maratona wurde mir allerdings wider Erwarten ein Startplatz für den Ötzi angeboten.
Die "Lange" der Alpenchallenge mit einer eventuellen Wartezeit von bis zu 30 Minuten am Tunnel bei Livigno ist aus meiner
Sicht für ein Rennen mit Zeitnahme ziemlich sinnfrei. So entschied ich mich für die Kurzstrecke und legte mir einen Plan für
ca. 4:30 zurecht. Mit dem Albula waren in der Früh schon die meisten Höhenmeter der zu bewältigenden 3000 geschafft.
Außerdem konnte mir die Hitze mit weit über 30 Grad auf der Kurzstrecke nichts anhaben.
Auf dem Flachstück vor St. Moritz schloss ich mit einem Mitfahrer zu einer vierköpfigen Gruppe auf. Bis zum Abzweig zum Julier lief es
dann zu sechst recht flott. Ich befürchtete nun, dass ich alleine auf die Kurzstrecke abbog. Stattdessen fuhren vier mit mir (
der Arme, der erst Mal alleine auf der Langen weiterfahren musste). Am Aufstieg zum Julier habe ich mich erfolgreich
von meinen Konkurrenten absetzen können. Das war allerdings nicht so clever, da die Abfahrt nicht sehr steil
ist und Gegenwind meine Solofahrt nicht begünstigte. Also wartete ich auf die Vier, von denen nur einer ein guter Abfahrer war.
Nach jeder Kurve konnten wir beide einen Vorsprung von einigen Metern herausfahren.
Mein Mitstreiter aus St. Moritz auf seiner Hausrunde verriet mir, dass er die Strecke sonst unter 4:10 fährt. Zur Zeit lägen
wir zwei Anstiege vor dem Ziel so etwas bei 4:25. "Läuft", dachte ich mir. Er wurde aus dem Auto verpflegt und bot mir eine
Cola an. Ich lehnte jedoch ab und bog in die letzte Verpflegung ein (dort gab es ebenfalls Cola). Während dessen musste ich ihn
und zwei weitere Fahrer vorbeiziehen lassen.
Einen von ihnen überholte ich auf der letzten Abfahrt, die anderen Zwei auf dem Schlussanstieg. Dort konnte ich nochmal
einige Watt abrufen und weitere Fahrer überholen. Am Ende reichte es für Platz 18! Eine Platzierung in den Top 20, ich
war mehr als zufrieden!
Ötztaler Radmarathon
Nach dem Maratona der 2. Höhepunkt der Saison. Ich reiste am Freitag bereits an und holte meine Unterlagen. Den Samstag
verbrachte ich mit Einrollen und Warten auf die angekündigte Kaltfront. Es war von Starkregen, Schnee, Muren und Ersatzstrecke
die Rede. Mich ließ das alles ziemlich kalt. Ich war sogar ungewohnt entspannt und ließ mich treiben. Auf der Fahrerbesprechung
am Abend vor dem Rennen wollte ich mir noch die Wetteraussichten anhören. Man stimmte uns auf einen nassen Start und Regen
bis Sterzing ein. Sollte es beim Start regnen, wollte ich erst kurz vorher in die Aufstellung rollen.
In der Nacht gab es Starkregen mit bis zu 100l/m². Trotzdem schlief ich sehr gut und wachte bereits um 3:20 Uhr auf, blieb
jedoch noch eine Stunde im Bett. Der Blick danach aus dem Fenster: Kein Regen, aber noch nasse Straßen. So stand ich bereits
um zehn Minuten vor Sieben am Start. Die Wolken hingen sehr tief. Die Geschichte über eine abgegangene Mure am Brenner
verbreitete sich wie ein Lauffeuer unter den Wartenden. Der Startsprecher konnte jedoch zusichern, dass das Hindernis bis
zum Eintreffen der Meute von den Behörden abgesichert werde und umfahren werden könne.
Bereis auf der Fahrt nach Ötz war alles anders als sonst. Keine Rowdies, keine Stürze. Alle fuhren sehr rücksichtsvoll, aber
trotzdem zügig. Ich befand mich in einer Gruppe von ca. 200 Fahrern (sonst gefühlt 1000). Kurz vor Ötz zog ich die Regenjacke
aus.
Auf dem Anstieg zum Kühtai fuhr ich mein Tempo und konnte kontinuierlich überholen ohne zu überziehen. Oben füllte ich
meine Flaschen und wir donnerten hinab nach Kematen. Auf dem Weg dahin bildete sich eine Gruppe von ca. 100 Fahrern. Diese
wuchs bis nach Innsbruck noch an. Dort gab es den ersten heftigen Regenschauer, der uns bis auf die Knochen durchnässte.
Hinauf zum Brenner wurde es wieder trocken und die Gruppe lief perfekt. An der Verpflegung hatte ich für die 730 Höhenmeter
wieder einen 32er Schnitt. Rein in die Verpflegung und mit Bananen in beiden Händen wieder los. Hier wäre mein Rennen fast
zu Ende gewesen: Man kann mit zwei Bananen schwer bremsen. Mit aller Gewalt drückte ich zu und kam neben einem pinkelnden
Teilnehmer 1cm vor einer Mauer zum Stehen: "Hallo"! Die Abfahrt nutzte ich um den Bananenmatsch von den Bremsgriffen zu kriegen.
Am Jaufen ging es mir noch nie so gut. Ich überholte etliche Fahrer. Mit 1:05 und einem Schnitt von fast 20km/h fuhr ich
wie an allen Anstiegen auch an diesem Berg Bestzeit (Rang 69 bzw. 153). Die Abfahrt vom Jaufen liebe ich.
Trotzdem ließ ich mir Zeit, weil ich einen Riegel zu mir nehmen wollte. Das Ding hatte ich allerdings die ganze Zeit
zwischen den Zähnen (hätte es vorher besser oben aufgerissen).
Der Anstieg zum TJ ging unten sehr zäh. Ich öffnete die Bremse hinten. Das half (psychologisch). Eigentlich wollte ich nur
2h hinauf benötigen. Ich spürte aber, dass so langsam die Lichter ausgingen. Übler Wind auf den Kehren zermürbte mich zusätzlich.
Oben war es zwar Bestzeit, aber 14 Minuten langsamer als erhofft. Die Abfahrt war die Hölle, sofern es in der Hölle regnet.
Regen, Nebel und ein fürchterlich heftiger kalter Nordwind bremste meinen Flug nach Sölden. Ich machte dann auch nach den
esten beiden Kehren meine Bremse wieder zu! Auf der Geraden vor dem Anstieg zur Mautstation kam ich auf 65km/h (sonst über 90).
Völlig durchnässt und am ganzen Körper zitternd erreichten wir zu viert das Ziel in Sölden, ich in sensationeller Bestzeit!
Ich konnte mich um 25 Minuten gegenüber 2010 verbessern. Ich hatte zwar im Vorfeld mit dieser Zeit spekuliert, jedoch
nur bei optimalen Bedingungen. So einen Tag erwischt man nicht oft. Bei mir hat an diesem Tag die Form, das Wetter (es war nicht zu
heiß, der Wind hat allerdings sehr gestört), meine Einstellung und das Pacing gestimmt.
Aufgrund der nassen Bedingungen habe ich die schweren Alu-Laufräder montiert. Trotz 400gr. Mehrgewicht am Rad konnte ich
8:33 fahren. Das freut mich ungemein und ich bin mit meiner Leistung absolut zufrieden!
Trotzdem ist noch weiteres Potential vorhanden. Es gibt noch einige Punkte, die zu verbessern sind. Sofern ich nochmals so einen Tag erwische ...
Nach den Rennen habe ich mein Trikot geholt und bin direkt nach Hause gefahren. Der wirklich anstrengende Teil folgte am
nächsten Tag. Wir fuhren in der Nacht noch 13 Stunden nach Frankreich. Dort kann ich jetzt schön ausspannen und mich
mental auf den Alpencross einstimmen, der direkt im Anschluss ansteht.
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